Neustimmig

Der Zusammenhang von quasi zeitlosen periodischen Abläufen und ständigen irreversiblen Veränderungen als Bestätigung des Neujahrskonzepts.

Stimmst du mir zu?

 

Ab und zu stimme ich dir zu. Hängt von der Stimmung ab. Denn ein stimmiges Abhängen ist allemal besser als eine hängende Stimmung. Stimmts? Weißt du, ich war schon immer ein Freund der wohltemperierten Stimmung. Alles andere macht mich verstimmt. Ist das nicht erstaunlich, wie sich Stimmungen übertragen können? Kurz gesagt, ich bevorzuge die Stimmigkeit. Doch nicht in jedem Falle die Zustimmigkeit, was ja wieder etwas anderes ist als die Zustimmung. Also, ich bin mir wirklich noch nicht darüber klar, ob ich dir wirklich zustimmen kann. Worum ging es nochmal?

 

Um das neue Jahr.

 

Da kann ich dir zustimmen. Denn ich finde, dass das neue Jahr, was ja nun nicht mehr ganz so neu ist, durchaus stimmig begonnen hat. Neustimmig sozusagen. Und das stimmt mich zuversichtlich. Und ich bin ja auch eher der Typ, der es nimmt wie es kommt. Obwohl man schon einmal darüber nachdenken könnte, ob das Konzept des neuen Jahres überhaupt noch zeitgemäß ist. Das sollte auf jeden Fall thematisiert werden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Leute geben wird, die dieses Konzept ablehnen. Aus welchen Gründen auch immer. Ja, es wird vermutlich sogar Leute geben, die bestreiten werden, dass es neue Jahre überhaupt gibt. Die berühmten Neujahrsleugner. Das wird bestimmt lustig. Doch jetzt mal im Ernst. So aus philosophischer Sicht. Existieren neue Jahre in der Wirklichkeit oder sind das nur abstrakte Konstrukte menschlicher Einbildungskraft?

 

Es gibt die Dauer zur Umrundung der Sonne.

 

Das will ich nicht leugnen, auch wenn es nicht neu ist. Aber ich weiß, was du meinst. Wenn sich Dinge wiederholen, tut man so, als würde etwas von Neuem beginnen. Pass auf! Jetzt hab ich es! Einerseits gibt es ständig irreversible Veränderungen, z.B. dass man älter wird, und das nennt man dann Zeit. Zum zweiten benutzt man quasi zeitlose periodische Vorgänge, wie deine Sonnenumrundung, um die irreversiblen Änderungen zu quanteln.

 

So hab ich das noch gar nicht gesehen.

 

Ich auch nicht. Und warum nicht? Weil man vielleicht lieber annimmt, dass die quasi zeitlosen periodischen Vorgänge den Takt vorgeben für die irreversiblen Änderungen?

 

Und woher kommt der Takt für die periodischen Vorgänge?

 

Das ist das große Mysterium namens Zeit. Was aber nur existiert, wenn man die Welt als eine Art Uhrwerk begreift.

 

Und was hat das jetzt alles mit dem neuen Jahr zu tun?

 

Ich denke, das hat gezeigt, dass wir das Konzept des neuen Jahres beibehalten können. Es scheint nichts dagegen zu sprechen. Zustimmigkeit?

 

Zustimmigkeit!