Spielfigur

Er war so gefragt wie nie zuvor, und ein Ende war nicht abzusehen. Allein dass er existierte, stellte jede Menschlichkeit in Frage.

Was war hier eigentlich los? Er wusste genau, was hier los war. Aber wie hatte es so weit kommen können? Er war hier und machte seinen Job. Und er war gefragt. Warum er so gut in diesem Job war? Anfänglich war er davon ausgegangen, dass er ein besonderes Talent hatte. Doch nach und nach verstand er, dass er damit nur ein ganz persönliches Problem in den Griff bekam. Anstatt zu versuchen, dieses Problem zu kaschieren, womit auch immer, gab ihm dieser Job die Möglichkeit, seiner Persönlichkeit freien Lauf zu lassen. Irgendwann hatte er kapiert, dass er gar kein Problem hatte, er war einfach so, und er war nicht gewillt, sich anzupassen an Normen oder Gebote oder Moralvorstellungen. Falls sein Verhalten eines Tages nicht mehr toleriert werden sollte, im Moment sah es jedoch nicht danach aus, schließlich war er nützlich, das wusste er, dann würde er sich damit abfinden. Doch tatsächlich war das Gegenteil der Fall. Er war so gefragt wie nie zuvor, und ein Ende war nicht abzusehen. Was war hier eigentlich los? Allein dass er existierte, stellte jede Menschlichkeit in Frage. Der kleine Bastard grinste vor sich hin. Das war dann doch ein wenig übertrieben. Er wusste genau, dass er kaum mehr als eine kleine Figur in einem Spiel war, dessen Regeln von einigen instinktiv begriffen wurden, während andere... Auch hatte er verstanden, dass die Spieler ihn sofort als das erkannt hatten, was er war und ihn daher entsprechend platziert hatten, während er für diese Erkenntnis recht lange gebraucht hatte. Doch so war es eben.

 

(Aus: P.H.‘s „Lil‘ Bastard“, Klangwelt Magazin, 1982)