Die irreversiblen Veränderungen des Selbst, deren Zustandekommen das Selbst nicht verstehen kann, da es selbst das Resultat dieser Veränderungen ist.
Liebe Seiende!
Da sind wir wieder. Sie sind hier, ich bin hier, und möglicherweise ist sogar das Sein selbst hier. Vielleicht sind Sie ja auch nicht hier, einfach weil Sie Ihr Sein zu Hause vergessen haben. Sie merken schon, worauf ich hinauswill. Sein oder Nichtsein. Oder präziser: Entweder Sein oder Nichtsein. Nur was ist dieses Nichtsein? Gibt es das überhaupt? Denn wenn es das gäbe, dann wäre es selbst ein Sein, was wiederum bedeuten könnte, dass es das Nichtsein doch nicht gibt. Jedenfalls nicht als Sein. Nicht verwechseln sollte man das Nichtsein mit dem Nichts, denn das Nichts ist nichts weiter als die simple Negation des Seins und demnach tatsächlich selbst ein Sein. Daher müsste es vielmehr heißen: Entweder das Sein oder das Nichts. Ein Drittes wird ganz bewusst ausgeschlossen, um die ganze Sache nicht zu verkomplizieren. Nun weiß ich aber, dass Sie genau deswegen hier sind. Ende der Einleitung. Weiter geht es mit der Frage, die nun wirklich offenkundig ist, da dies der Zweck der Einleitung war: Ist das Nichtsein vielleicht das ausgeschlossene Dritte? Und was wissen wir über das Nichtsein? Zumindest die zweite Frage ist leicht zu beantworten. Da alles Wissen im Bereich des Seins vorkommt, ist es vollkommen ausgeschlossen, über das Nichtsein etwas zu wissen. Ganz im Gegensatz zum Nichts, das ja, ich wiederhole es gern, nichts weiter ist als ein nicht vorhandenes Sein. Wer statt Sein lieber Seiendes sagen möchte, kann das gern tun. Das spielt hier keine Rolle, da uns das Dritte interessieren soll und nicht so sehr, was im Bereich des Ersten und Zweiten im Detail ablaufen könnte. Ich denke, dass wir nun endlich den Punkt erreicht haben, wo sich einige von Ihnen wünschen, sie hätten ebenfalls ihr Sein zu Hause vergessen. Leider Pech gehabt. Es hat nicht sollen Sein. Demnach betrifft das heutige Thema alles, was nicht in den Bereich von Sein und Nichts fällt. Das übersteigt in der Tat unsere Vorstellungskraft, denn unsere Vorstellungen, die bekanntlich unsere Welten sind, sind ganz zweifellos vorhanden und daher im Sein angesiedelt. Denn wenn es nicht so wäre, dann hätten wir sie nicht. Unsere ansonsten recht brauchbare Biologie hilft uns hier nicht weiter. Was können wir tun? Ich empfehle Folgendes. Prüfen Sie sich nun einmal selbst, ob es möglicherweise zu irgendwelchen irreversiblen Veränderungen hinsichtlich Ihrer Sichtweise auf die Thematik von Sein, Nichts und Nichtsein gekommen ist. Falls dies tatsächlich der Fall sein sollte, dann werden Sie das daran erkennen, dass Sie nun selbst nicht mehr verstehen können, einmal eine andere Sichtweise gehabt zu haben. Wie das nun genau funktioniert hat? Offensichtlich hat in Ihnen eine interessante Diskussion, mit dem Resultat eines etwas veränderten Selbst, stattgefunden. Leider erfahren wir auch immer nur das Ergebnis, eben weil wir es selbst sind. Meinen Glückwunsch und gute Nacht!