Unterscheidungen

Das abstrakte Konstrukt der Identität und die Untauglichkeit von Selbigkeit und Ähnlichkeit zu deren Feststellung.

Hey, Hankman! Irgendwie scheinst du nicht mehr derselbe zu sein...

 

Ich fasse das mal als Kompliment auf.

 

Das sieht dir ähnlich!

 

Ähnlichkeit! Ein guter Punkt! Und ich bin auch froh darüber, dass ich mir noch ähnlich sehe. Um es nochmal zusammenzufassen, du hast festgestellt, dass ich nicht mehr derselbe bin, aber immerhin noch eine Ähnlichkeit besteht. Mehr war auch nicht zu erwarten. Und auch nicht weniger. Doch ich glaube, das ist gar nicht der Punkt. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass du es gerade eben mit einem dir unbekannten Zwilling von mir zu tun hast. Oder bin durch einen Klon ersetzt worden? Oder noch schlimmer, durch einen Roboter, der sich fast genauso verhält wie das Original? Auch in diesen drei Fällen wäre das, was du gerade vor dir hast, nicht derselbe Hank, den du kennst, und doch wäre eine Ähnlichkeit gegeben. Du siehst, das sind nicht gerade die brauchbarsten Kriterien.

 

Wenn man aber Zwilling, Klon und Roboter von vornherein ausschließt...

 

Die interessanten Sachen ausschließen? Warum sollte man das tun?

 

Ok, Selbigkeit und Ähnlichkeit sind nicht geeignet, um festzustellen, ob ich es nicht vielleicht mit einem Roboter zu tun habe. Was nun?

 

Warum ist dir das so wichtig, mit welcher Variante du es zu tun hast? Ich meine, für mich ist es nicht ganz unwichtig, ob ich vielleicht durch einen Roboter ersetzt werde, aber dir kann das doch völlig egal sein, wenn es keine wesentlichen Unterschiede gibt. Mir jedenfalls wäre es völlig egal, ob du ein Roboter bist. Da bin ich ganz unvoreingenommen.

 

Gut, wenn es keine Unterschiede gibt, merkt es auch keiner. Und wenn mal einer defekt sein sollte... Merkwürdiges Verhalten ist ja nichts Ungewöhnliches.

 

Und das alles nur, weil man kein abstraktes Ding ist. Das ist ja stets dasselbe.

 

Stimmt. Wenn man immer derselbe wäre, könnte man die Identität sehr leicht feststellen.

 

Genau. Dann wäre man für immer mit sich selbst identisch. Da das aber nicht gegeben ist, beschränkt sich der Gebrauch des Wortes 'Identität' lediglich auf die Unterscheidung zu anderen Individuen.

 

Das ist witzig. Man hat keine Identität mit sich selbst und keine Identität mit irgendetwas anderem. Und doch wird davon gesprochen.

 

Ja, Worte und Begriffe... Identität gibt es nur als Abstraktion, wenn ich mir beispielsweise zwei identische Würfel vorstelle. Mit der Wirklichkeit hat das nichts zu tun.

 

Und, wer bist du jetzt? Der Roboter?

 

Woher soll ich das wissen? Du weißt es ja auch nicht.

 

Stimmt!