Die große Täuschung. Das Gleichsetzen von nur-Umschreibbarem mit Benennbarem aufgrund der identischen Methode des Wortgebrauchs.
Bist wohl gerade wieder bei deinen berühmten Selbstgesprächen. Worum geht’s diesmal?
Um alles, was nicht benennbar ist, benennbar war, oder es jemals sein wird.
Weil es niemals existiert?
Ich kann ja auch ein niemals Existierendes benennen. Ich verstehe gar nicht, warum immer soviel Aufhebens gemacht wird um Existenz oder nicht-Existenz. Was ist das denn für eine einfältige Art der Unterscheidung?
Kommt vielleicht daher, dass es für die meisten Leute entscheidend ist, ob etwas existiert oder nicht existiert?
Gut, das könnte natürlich sein.
Also ist dir Existenz oder nicht-Existenz eigentlich egal. Dir geht es um das nicht- und niemals-Benennbare?
Siehst du. Geht doch.
Also kann dein nicht- und niemals-Benennbares sowohl existieren als auch nicht existieren, weil dir das ja egal ist?
Also doch nicht. Pass auf. Mein nicht- und niemals-Benennbares ist eine ganz andere Kategorie als das benennbare Existierende und nicht-Existierende. So schwer ist das doch nicht.
Würdest du dann sagen, dass dein nicht- und niemals-Benennbares existiert?
Auf die Frage habe ich nur gewartet. Selbstverständlich existiert mein nicht- und niemals-Benennbares nicht. Jetzt wirst du wahrscheinlich gleich sagen, dass es dann ja ein nicht-Existierendes sein muss. Und das wirst du vermutlich auch noch als logisch bezeichnen. Und damit hast du sogar recht, wenn man sich nicht der Grenzen dieser Art von Logik bewusst ist. Aber gut. Damit hast du dein Weltbild mit seinen Grenzen gezeigt. Dir kommt es vermutlich grenzenlos vor. Aber so ist das eben. Und ich verstehe auch, warum das so problematisch ist. Es gibt etwas, das kein Etwas ist. Also existiert es nicht. Aber es ist auch so, dass es nicht nicht-existiert, da es das ja gibt, aber eben nicht als Etwas. Und benennen kann man es auch nicht. Also muss man es umschreiben. Das wird meistens ein Wort sein. Die Verwechslungsmöglichkeit mit dem Benennbaren liegt auf der Hand, da das Benennbare auch mit Worten beschrieben wird. Wie du siehst, jede Menge Potential für die größtmögliche Verwirrung. Insofern verstehe ich schon, dass man geneigt ist, möglichst alles in die Kategorie Existenz/nicht-Existenz zu pressen. Nur scheint das nicht wirklich zu funktionieren. Denn sonst würde ja nicht seit ewigen Zeiten darüber diskutiert werden.
Ok. Ich versuch's nochmal. Du unterscheidest Benennbares und nicht-Benennbares. Das nicht-Benennbare muss man umschreiben, wobei, da das mittels eines Wortes geschieht, vorgetäuscht wird, dass es sich um ein Benennbares handelt. Das ist dann wohl dasjenige, über das so gern und häufig und immer wieder diskutiert wird. Macht irgendwie Sinn. Über das Benennbare ist man sich vermutlich recht schnell einig. Und ob dieses nun existiert oder nicht-existiert ist eigentlich egal. Wahrscheinlich kann man sich auf eine nicht-Existenz sogar am schnellsten einigen. Da gibt es ja genug Beispiele.
Ausgezeichnet!
Dann sag doch gleich, dass es Benennbares und nur-Umschreibbares gibt. Ich fürchte nur, dass eine Schwierigkeit bleiben wird. Dass es nur-Umschreibbares geben soll, dieses aber gleichzeitig keine Existenz haben soll, wird nur schwer zu vermitteln sein. Und nicht-Existenz ist es ja auch nicht. Schwierig.
Ja, das ist die eigentliche Hürde. Ich will es aber auch nicht potentiell-Existierendes nennen. Da würde ich die Existenz irgendwie schon vorwegnehmen.
Ok, jetzt verstehe ich, warum du es das nicht-Benennbare genannt hast. Und noch etwas. Bitte sprich mich nie wieder auf dieses Thema an!
Hab ich das? Was glaubst du, warum ich über solche Themen nur mit mir selbst rede? Ich mach dann mal weiter.
Alles klar.