Metaphern ohne Eigenschaften

Von den Dingen zu den Metaphern. Die Unverständlichkeit als Indikator für Existenzebene und Erkenntnisfähigkeit.

Liebe Zuhörer!

 

Es gehört zum Wesen dieser Vortragsreihe, dass die Zuhörer erwarten, dass sich der Vortragende stets darum bemüht, sich möglichst unverständlich auszudrücken. Denn nur so ist sichergestellt, dass niemand am Ende sagen kann, dass er eh schon alles gewusst habe. Dieser Erwartungshaltung soll auch heute entsprochen werden, und daher ist das heutige Thema irgendetwas zwischen Existenzphilosophie, Erkenntnistheorie und einem Dritten, das auf keinen Fall ausgeschlossen werden soll. Möglicherweise bewegen wir uns auch außerhalb der genannten Kategorien, einfach nur so zum Spaß. Als erstes möchte ich etwas zu den Dingen sagen. Das ist einfach. Das versteht jeder. Nur was bedeutet das, dass es jeder versteht? Das heißt doch nur, dass ein Dingverständnis wohl mehr oder weniger jedem gegeben ist, sozusagen als unterste Ebene von Existenz und Erkenntnisfähigkeit. Möglicherweise besteht zwischen beiden ein enger Zusammenhang. Doch soll dieses Dritte hier noch nicht genannt werden. Nun wird auf der Dingebene sehr gern behauptet, dass man die Dinge eben als Dinge betrachtet. Das ist logisch witzig, aber auch ein wenig gruselig. Wie mag es sein, die Dinge als Dinge zu sehen? Ich weiß es nicht. Und darüber bin ich froh. Doch was kommt oberhalb der Dingebene? Bekanntermaßen die Funktionsebene. Auf dieser Ebene ist das Eigenschaftsproblem der Dingebene gelöst. Es existiert schlichtweg nicht. Während man auf der Dingebene die Eigenschaften unbedingt braucht, eben weil man die Dinge so sieht, wie sie sind. Liebe Zuhörer, ich hoffe, das war einigermaßen unverständlich. Doch sehe ich bei einigen von Ihnen immer noch den Gesichtsausdruck, der mir sagt, dass ich noch nicht weit genug gegangen bin. Gut. Dann weiter. Nun haben wir die Funktionsebene erkannt. Können sie benennen. Das ist sicher nicht von der Dingebene aus möglich. Und selbst von der Funktionsebene aus, gibt es da ein paar Schwierigkeiten. Üblicherweise zeichnen sich Beschreibungsversuche, wenn sie denn für die Ebene gelten sollen, auf der man sich selbst gerade befindet, dadurch aus, dass einem die rechten Mittel dazu fehlen. Doch ist der Mensch einfallsreich, lässt sich nicht von seinem Vorhaben abbringen und benutzt Metaphern. Oder Systeme von Metaphern. Doch überlassen wir das den Philosophen, denn schließlich wollen wir unverständlich bleiben. Und diese Unverständlichkeit wird garantiert durch die letzte uns bekannte Ebene, die sich, wenig überraschend, oberhalb der Funktionsebene befindet. Ich hoffe, Sie stimmen hier nicht einfach zu, da Hierarchien zur Funktionsebene gehören und damit zur Beschreibung nicht so sehr geeignet sind. Vielleicht könnte man auch sagen, dass sich diese Ebene außerhalb der Funktionsebene befindet, wenn man das nicht örtlich, sondern logisch versteht. Sie merken schon, hier gerät man tatsächlich in Schwierigkeiten, und ich bin mir sicher, dass den meisten von Ihnen bereits der Gedanke kam, dass das Konzept der Ebenen hier nicht mehr ausreichend ist. Was bleibt noch zu sagen? Eigentlich nur, dass wir uns wohl weiterhin mit Metaphern begnügen werden, denn wer es nicht tut... Eine gute Nacht!