Von der individuellen Wirkung des Vortrags auf den einzelnen Zuhörer und der Bedeutung für eine zwanglose Weiterführung des Projekts.
Sehr geehrte Zuhörer!
Hier nun, entgegen aller Erwartung, der zweite Vortrag. Das Thema heute ist die Langeweile. Die Frage ist nun, muss ein Vortrag, in dem es um die Langweile geht, sie sozusagen behandelt, jedoch nicht in dem Sinne, dass es eine Krankheit wäre, wo eine Heilung angestrebt wird, soweit sind wir noch nicht, vielleicht machen wir das später, auf jeden Fall eine gute Idee, die man festhalten sollte, also keine Behandlung im therapeutischen Sinne, eher eine Abhandlung, wobei wir nicht einfach etwas abhandeln wollen, nein, eine tiefer gehende Beschäftigung mit dem Thema wird angestrebt, und um den Faden wieder aufzunehmen, nur für den Fall, dass dieser irgendwie verloren gegangen sein sollte, was nicht auszuschließen ist, noch einmal die eingangs nur halb gestellte Frage, ob ein Vortrag, in dem es um die Langeweile geht, ob dieser selbst auch Langeweile auslösen kann, oder sogar soll? Und welche Voraussetzungen muss der Zuhörer eines Vortrags zum Thema Langeweile, der möglicherweise auch selbst langweilig sein kann (der Vortrag, nicht der Zuhörer), mitbringen, damit die Wirkung der Langeweile erzielt wird, oder auch nicht erzielt wird? Oder anders ausgedrückt, kann man einen Vortrag über Langeweile auch kurzweilig gestalten? Ich denke eher nicht, aber wer weiß das schon genau. Die Frage ist auch, welche Rolle es spielt, dass dies der zweite Vortrag ist? Welchen Einfluss hat die Beschaffenheit des ersten Vortrags auf die Wirkung des zweiten? Es ist anzunehmen, dass wenn bereits der erste Vortrag das Thema der Langeweile aufgegriffen hätte, die Wirkung beim zweiten Vortrag eine ganz andere gewesen wäre. Das ließe sich relativ leicht testen, indem man die entsprechenden Versionen erzeugt und den Versuchskaninchen vorlegt. Doch worum ging es eigentlich im ersten Vortrag? Wer sich nicht daran erinnern kann, und dass bei größter Anstrengung, scheint schon mal sehr gut anzusprechen auf den zweiten Vortrag. Vielleicht zu gut, denn was nicht beabsichtigt war, sind Gedächtnisprobleme. Das ist ein wichtiger Punkt, der hier unbedingt thematisiert werden muss, damit im Nachhinein keiner ankommt mit der Beschwerde, dass er aufgrund des zweiten Vortrags plötzlich unter Gedächtnisschwund leiden würde, und keiner hätte ihn vorher über dieses potentielle Risiko informiert. Aus unserer Sicht wäre es daher von Vorteil, wenn die das Gedächtnis löschende Wirkung so stark wäre, dass sich der Patient nicht einmal mehr daran erinnern könnte, den zweiten Vortrag überhaupt gehört zu haben, oder noch besser, wenn er sich auch an den ersten Vortrag nicht mehr erinnern kann, denn könnte er sich noch an den ersten Vortrag erinnern, würde vermutlich sofort irgendein findiger Kopf auf die Idee kommen zu fragen, was denn danach geschehen wäre, also nach dem Hören des ersten Vortrags, oder ob das das Letzte sei, voran er sich erinnern könne. Das würde unzweifelhaft den zweiten Vortrag in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken, was das ganze Projekt in Gefahr bringen könnte. Doch davon darf der Zuhörer zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts wissen, denn erst die individuelle Wirkung des zweiten Vortrags auf jeden einzelnen Zuhörer wird ein Kriterium sein, nicht das einzige, das soll hier nochmals betont werden, das letztendlich entscheidet, ob der Zuhörer für das Projekt überhaupt geeignet ist und ob er weiter zuhören darf, oder sogar muss, natürlich nicht in dem Sinne, dass ihm irgendetwas von außen aufgezwungen würde, so ist es tatsächlich nicht, sondern vielmehr, dass ein starkes, inneres, wo sonst, wenn nicht innen, Bedürfnis entsteht, auch den dritten Vortrag noch hören zu wollen. Wer aufgepasst hat, hat bemerkt, dass hier ein kleiner Bogen zum ersten Vortrag geschlagen wurde. Falls es nicht bemerkt wurde, dann ist das auch nicht weiter schlimm, das ist für den weiteren Fortgang nicht unbedingt notwendig, nur ein klein wenig hilfreich. Mehr aber auch nicht. Doch zurück zum Zusammenhang von Gedächtnisschwund und Langeweile. Bekanntlich gibt es die Analogie, in der das Gehirn als ein Muskel betrachtet wird, und bei längerer Nichtbenutzung kann es zu einer Art Rückbildung kommen. Das braucht Zeit, und die Frage ist nun, ob sich dieser Prozess beschleunigen ließe mithilfe des zweiten Vortrags. An dieser Stelle wird dem einen oder anderen sofort der Gedanke kommen, ob das nicht auch in die andere Richtung funktionieren könnte, also von rückgebildet nach gut ausgebildet. Die viel interessantere Frage ist jedoch, warum haben einige diesen Gedanken, während andere ihn nicht haben. Das wiederum könnte ein gutes Thema für einen späteren Vortrag sein. Vielleicht der siebte Vortrag oder der zwölfte. Da müssen wir uns glücklicherweise noch nicht festlegen. Und selbst wenn wir uns schon festgelegt hätten, wer sollte uns davon abhalten, unsere Meinung zu ändern? Wir können hier schließlich tun und lassen was wir wollen. Doch das ist wieder ein ganz anderes Thema, eines, um das es etwas ausführlicher im nächsten Vortrag gehen soll, es sei denn, wir ändern unsere Meinung. In diesem Sinne. Gute Nacht!