Transjunktion

Kommunikation jenseits von Informationsaustausch. Die Transjunktion als Ermöglichung der "Einräumung" des Anderen.

2.5 Kommunikation jenseits von Informationsaustausch

 

Bei dieser polykontexturalen Modellierung von Kommunikation, Kooperation und Interaktion wird deutlich, dass der Informationsaustausch, seine spezifischen Kanäle und Kodierungen noch keine Rolle spielen und sich als sekundär erweisen.

Dies bleibt der mono-kontexturalen Modellierung verborgen, weil diese das gesamte Kommunikationsgeschehen innerhalb des Sprachrahmens einer Kontextur modelliert und zwangsläufigerweise keine Möglichkeit hat, diesen Rahmen selbst in ihr abzubilden.

 

Die formal-logischen Bedingungen einer polykontexturalen Partnermodellierung wird durch die Operatoren der Transjunktion geleistet. Transjunktionen eines logischen Systems bilden simultan den Ort eines anderen logischen Systems in ihm ab. Im Gegensatz zu Junktionen, die innerhalb ihres logischen Systems gewissermaßen vertikal fungieren, sind Transjunktionen „durchgehend“ horizontal zu den logischen Systemen organisiert.

 

Transjunktionen ermöglichen eine „Einräumung“ des Anderen.

 

Bei der transjunktionalen Modellierung von Kommunikation wird einzig und allein der strukturelle Rahmen für Kommunikation offengelegt und installiert. Damit werden die strukturellen Bedingungen für die Autonomie, der Parallelität, Simultaneität, Interaktion der Kommunikationspartner erfüllt. Alle weiteren Bestimmungen, die etwa einen konkreten Informationsaustausch in der Kommunikation betreffen, sind systematisch später zu charakterisieren.

 

Eine unmittelbare Konsequenz einer polykontexturalen Modellierung von Kommunikation ist das Entfallen einer Zwischeninstanz zwischen den Kommunikationspartnern etwa im Sinne eines Blackboards, Buffers zur Zwischenlagerung von Objekten. Nicht weil die Zwischeninstanz selber wiederum kommunikativ ist (Milner 1989), sondern weil hier einzig der Wechsel zwischen den Kommunikatoren, etwa das Wechselspiel zwischen Ich- und Du-Subjektivität in der Kommunikation, zur Darstellung kommt.

 

(Aus: Rudolf Kaehr, "Grundlagenreflexionen zur Thematik Anthropomorpher Schnittstellen", Dezember 1999)