Systemspiel

Zwei Systeme. Zwei Orte. Informationstheoretisch nicht erfassbar. Information ist universell. Hat keinen Ort.

Wenn ein evolutiver Bildgenerator bestimmte Figuren erzeugt, dann sind diese semiotisch und informationstheoretisch zu apperzipieren und zu evaluieren. Sie geben einem zweiten System die Information ab für Identifikation, Selektion und Evaluation.

 

Selbst wenn es auf den ersten Blick einleuchten mag, dass erst Figuren generiert werden müssen bevor sie evaluiert werden können, ist dies kontexturlogisch nicht richtig, da, zumindest im Sinne eines Vorverständnisses, Evaluationen den Start der Generierung mitdefinieren.

 

Beide Systeme nehmen je einen eigenen spezifischen logisch-strukturellen Ort ein. Diese Verortung ist jedoch informationstheoretisch nicht erfassbar. Information ist universell definiert. Information hat keinen Ort, ist nicht zu verorten. Kodierung ist ortsunabhängig.

 

Es besteht also ein Chiasmus zwischen beiden Systemen bzgl. ihrer Regelsätze und ihrer Informationsprozesse. Weder die Informationstheorie noch die Semiotik bieten hierzu die Instrumente der Konstruktion wie der Thematisierung.

 

Naheliegenderweise lässt sich jedem Standpunkt eine eigene Logik zuordnen. System1 erhält die Logik1 und System2 die Logik2.

 

Die Logik von System1 muss ein Modell von System2 haben und soll die Sache interaktiv in beide Richtungen laufen, muss ebenso die Logik von System2 ein Modell von System1 haben.

 

Eine klassische Logik hat hier keine Chance, da sie in ihrer Einzigkeit, eine Interaktion nicht auf einer logischen Ebene abbilden kann. Zwei isolierte Logiken können dies ebenso wenig, solange sie in ihrer Isolation verbleiben. Betrachtet man die logischen Konnektive der klassischen Aussagenlogik, dann ist mehr als klar, dass diese für eine Interaktion mit anderen Logiken nicht infrage kommen.

 

Transjunktionen bieten einen logisch-strukturellen Mechanismus der Modellierung anderer Logiken in ihrer eigenen Domäne bzw. an ihrem eigenen logischen Ort.

 

Die Transjunktionen modellieren nicht einen Inhalt, d.h. irgendwelche Informationen aus anderen Systemen, sondern bieten der anderen Logik einen Raum an, räumen ein, damit sie via ihrer Variablen bzw. Formeln einen Inhalt darstellen kann.

 

(Aus: Rudolf Kaehr, "Skizze eines Gewebes rechnender Räume in denkender Leere", Kap. "Informationsprozess und Strukturation")