Gleichheit und Ungleichheit in Semiotik und Kenogrammatik und das Sichtbarmachen des Wechselspiels von Prozess und Produkt.
In einem Identitätssystem erzeugen verschiedene Operatorenketten im Normalfall verschiedene Produkte.
Sind zwei Produkte verschieden, dann ist auch ihre Erzeugung verschieden.
Sie entstammen entweder verschiedenen Quellen oder ihre Operatorenketten sind verschieden.
Die Verschiedenheit des Erzeugungsprozesses koinzidiert mit der Verschiedenheit des Produkts.
Der Prozess erlischt im Produkt, Subjekt und Objekt (ver-)decken sich.
Das Wechselspiel von kenogrammatischer und semiotischer Gleichheit ermöglicht eine Dialektisierung des Verhältnisses von Produktionsprozess und Produkt, von Axiom und Theorem, von Quelle und Senke, von Primärem und Sekundärem, von Verdinglichung und Entdinglichung, von Äquivalenzklasse und Repräsentanten.
Als erstes müssen wir die Fixierung des Begriffspaares Gleichheit - Ungleichheit auf die semiotische Ebene aufgeben.
Gleichheit und Ungleichheit sind komplexe und in sich widersprüchliche Begriffe, wenn sie von der Herrschaft der Logik befreit sind.
Nur in der Logik, in der Teil und Ganzes koinzidieren, sind sie einfach und homogen.
Die semiotische Ungleichheit gibt Auskunft über die Herkunft des Morphogramms, d.h. als was es thematisiert wurde, als Produkt oder als Prozess.
Die kenogrammatische Gleichheit gibt Auskunft über seine Genesis.
Innerhalb der Morphogrammatik sind die semiotischen bzw. negationalen Differenzen Kriterium für die Differenzen von Produktionsprozess und Produkt.
Der Operator erlischt nicht im Produkt, er zeigt sich in ihm.
Die Differenz im Produkt gibt Auskunft darüber, ob und wo eine Standardisierung, d.h. Verdinglichung stattgefunden hat, d.h. von welchem Produkt aus der Produktionsprozess seinen neuen Anfang nimmt.
(Aus: Rudolf Kaehr, "Materialien zur Formalisierung der dialektischen Logik und der Morphogrammatik", 1973-1975)