Joseph

 

Wie machen wir das mit dem Einstieg?

 

Ich würde sagen, du zuerst.

 

Klingt plausibel. Wann soll es losgehen?

 

Du entscheidest.

 

Gut. Dann wäre da noch eine Sache zu klären.

 

Sofort oder nach dem Einstieg?

 

Hängt von der Natur der Sache ab. Wir wissen nur, dass es eine einzige Sache ist. Ich denke, wir sollten versuchen, mehr darüber herauszufinden. Und oft ist es so, dass die eine Sache nur der Anfang von etwas viel Größerem ist. Von der einen Sache kann sogar alles andere abhängen. Doch ist der Grad des Abhängens auch abhängig davon, wieviel Beachtung man der einen Sache schenkt. Ich denke, dass es das Beste gewesen wäre, wenn wir gar nicht darüber gesprochen hätten. Jetzt werden wir sogar vom Einstieg abgehalten. Andererseits hat das auch so etwas Gewohnheitsmäßiges, das Beginnen mit dem Einstieg. Und da ich nicht so sehr der Freund des Gewohnheitsmäßigen bin, da fühle ich mich immer so ein bisschen leblos, nur funktionierend, habe ich mich vielleicht nicht ganz zufällig der einen Sache zugewandt, bin sogar ein wenig dankbar für diese eine Sache, da sie mich von diesem verdammt gewohnheitsmäßigen Einstieg abhält. Eigentlich will ich gar nicht mehr einsteigen. Das hat den Vorteil, dass wir auch nicht mehr entscheiden müssen, wer als erster einsteigt. Obwohl ich vielleicht auch ganz gern drin wäre. Alte Gewohnheiten haben vielleicht auch ihre Vorteile. Nur welche? Dass man alles schon kennt? Das ist eher ein Grund schreiend wegzulaufen. Und doch stehen wir noch hier. Ich denke, ich mache erst einmal eine kleine Pause. Das hat noch nie geschadet. Ganz im Gegenteil. Es ist das bewusste Nichtstun, das unnötigen Stress verhindert. Ich jedenfalls habe es lieber, wenn meine direkten Kontakte nicht ständig irgendeinem abstrakten Handlungsdruck nachgeben wollen. Also gut, lassen wir das mit dem Einstieg und wenden uns etwas anderem zu. Hast du einen Vorschlag? Ich möchte dich nicht unter Druck setzen, doch so eine kleine Andeutung wäre nicht schlecht. Wir können ja nicht den ganzen Tag hier stehen. Andererseits könnten wir natürlich den ganzen Tag hier stehen. Ich wüsste nicht, warum das nicht möglich sein sollte. Das sollte man viel öfter machen. Einfach mal stehenbleiben. Mich würde interessieren, was dann so alles unternommen werden würde, um das kleine störrische Zahnrädchen wieder in Bewegung zu setzen. Denn es ist ja nicht so schlimm, wenn das kleine Rädchen versucht, sich schneller als alle anderen zu drehen. Selbst wenn es sich mal in die falsche Richtung drehen sollte, wäre man nachsichtig. Man würde ihm nochmal die Regeln erklären, versuchen es zu beruhigen, damit es weiter seinen Dienst tut. Doch was gar nicht geht ist, dass es einfach sein Rotieren einstellt. Das wäre geradezu subversiv. Nun könnte man das Rädchen fragen, warum es das tut. Vielleicht würde es antworten, dass es eine Art Performance wäre, eine Stillleben-Performance und dass Künstler eben manchmal so etwas tun, einfach weil sie es tun müssen und dass es keine Kunst wäre, wenn man es rational begründen könnte, denn die Gründe, falls es so etwas gibt, sind im einzelnen Individuum versteckt, wo keiner Zugang hat. Doch wie gesagt, falls es überhaupt Gründe gibt. Denn wer kennt schon die letzten Gründe für alle seine Handlungen? Kurz gesagt, nur weil es vielleicht keinen Grund gibt, den ganzen Tag hier zu stehen, kann man es doch tun, eben weil es keinerlei Grund für das eine noch das andere gibt. Also, irgendwelche Vorschläge? Ideen?

 

Ich schau mal, ob ich den Joseph finde.

 

Das ist gut. Ich mag den Joseph. Der ist so ein friedlicher Typ. Der schleicht sich immer an, bis er einem ganz nah ist, ganz langsam und unauffällig macht der das, und wenn du es doch bemerkst, dann sagt er jedesmal, dass er in Frieden kommt, was ja auch ganz ok ist, nur warum muss er einem dabei immer so nah kommen? Ist das normal bei so friedlichen Typen, dass die einem so nah kommen müssen? Friedlich, doch irgendwie unangenehm. Eins sag ich dir, wenn der hier auftaucht, dann bin ich weg, dann steige ich sofort ein, dann habe ich zwar immer noch keinen Grund für einen Einstieg, doch gibt es dann eine Ursache, und weißt du was? Ich steige sofort ein, ich warte doch nicht, bis mich der Typ mit seiner Friedlichkeit bedrängt. Kommst du mit?

 

Klar.