Liebe Freunde,
schön, dass Sie wieder hier sind. Gern erinnern wir uns an die letzte Diskussion zu diesem ganz bestimmten Thema. Und weil es mehr als unangebracht wäre, dieses beim Namen zu nennen, ich glaube, dass es ‚Dadelü‘ war oder so ähnlich, will ich den Namen mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft versuchen zu verschweigen. Natürlich bin ich dabei ein wenig auf Ihre Hilfe angewiesen. Doch das haben Sie sicher schon erwartet, denn das wäre ja auch das erste Mal gewesen, dass ich innerhalb dieser Vortragsreihe etwas allein hinbekommen hätte. Nein, das ist durchaus nicht der Fall, und so soll es auch gar nicht sein, denn hier geht es um das altbewährte Zusammenspiel, um das Hin und das Her einer angeregten und anregenden Diskussion, bei der es keine Hierarchien von Redner und Zuhörer zu geben scheint. Was war noch einmal der Gegensatz zur Hierarchie? Sicher, die Heterarchie. Und da haben wir auch schon das Problem, welches wir heute diskutieren möchten, ein Problem, das sich nahtlos anschließt an unsere letzte Diskussion. Und das Problem lautet wie folgt: Wie kann die Heterarchie der Gegensatz zur Hierarchie sein, wenn ‚Gegensatz‘ Vergleichbarkeit voraussetzt? Nicht schlecht, oder? Hätten Sie das erwartet? Wieder einmal das berühmt berüchtigte Denken in Gegensätzen. Denn, meine lieben Abendländer, für dieses, mit allem was da noch so daraus folgt, sind wir nun einmal nicht nur berühmt, sondern eben auch berüchtigt. Gut, wie letztes Mal schon mehrfach erwähnt, diskutieren wir auch heute wieder, wenn man die Sache mal etwas abstrakter betrachtet, das Gleiche, was wir sonst auch diskutieren. Das ist auch nicht verwunderlich, denn schließlich scheint sich einfach Alles darauf zurückführen zu lassen. Und das ist ja bekanntermaßen so, eben weil wir so sind, wie wir sind. Das lässt sich schwerlich ändern. Also, wo waren wir? Richtig. Wir behaupten, dass die Heterarchie nicht wirklich der Gegensatz zur Hierarchie ist, oder vielmehr gar nicht sein kann, weil die Heterarchie, als nicht-Hierarchisches, jede Art von Vergleichbarkeit mit Hierarchischem von vornherein ausschließt. Keine Ungleichheit, keine Gleichheit und schon gar keine Beliebigkeit (für die Spitzfindigen). Was bleibt dann überhaupt noch? Nichts! Jedenfalls bleibt dem hierarchischen Denken nichts. Nun wären wir nicht hier, wenn wir uns damit zufriedengeben würden. Das überlassen wir den Isten. Und Isten gibt es viele. Egal bei welchem Vornamen sie gerade genannt werden wollen. Das mit dem Vornamen ist denen immer sehr wichtig. Auffällig wichtig. Doch Spaß beiseite. Denn, wie ist das nun tatsächlich mit der Heterarchie? Ehrlich gesagt, denkbar einfach ist es. Da gibt es beispielweise so eine kleine, angeregte Diskussion. So wie zwischen uns. Man ist noch dabei zu verstehen, was der andere überhaupt so denkt und meint, und vielleicht ist man sich noch gar nicht darüber im Klaren, was man selbst so genau denkt und meint. Doch irgendwann im Laufe der Diskussion ändert sich das, die Standpunkte werden klarer, oder zumindest wird einem selbst vermeintlich klarer, was man so alles glaubt zu wissen über den Standpunkt des anderen. Sie wissen worauf ich hinaus will. Und genau hier hat nun stattgefunden der Übergang von einer heterarchischen zu einer hierarchischen Beziehung. Und jetzt ist auch völlig klar, weshalb sich die Heterarchie nicht hierarchisch erfassen lässt und somit auch nicht im Gegensatz zur Hierarchie stehen kann. Die Hierarchie ist immer das Produkt heterarchischer Prozesse. Ich denke, das reicht für heute. Das nächste Mal werden wir sicher ein ebenso spannendes Thema diskutieren. Welches das sein wird? Das muss der heterarchische Prozess erst noch zeigen. In diesem Sinne. Eine gute Nacht!