Zum Gähnen

Die meiste Zeit versucht er zu widerlegen, dass eine höhere Macht im Spiel ist. Dabei hat das gar keiner behauptet. Er glaubt, durch das Widerlegen der höheren Macht hätte er automatisch recht. Ein Kurzdialog.

Wo warst du?

 

Beim Gähn.

 

Wie war‘s?

 

Kannst du dir doch denken.

 

Warum gehst du auch hin?

 

Bin eben sein Freund und Versuchskaninchen.

 

Versuchskaninchen wofür?

 

Wenn ich versuche, das in Worte zu fassen, muss ich für mindestens einhundert Jahre schlafen.

 

So schlimm?

 

Viel schlimmer.

 

Gibt es keinen anderen?

 

Nur mich. Leider.

 

Hmm. Eine Herausforderung.

 

Dieser Berg ist nicht zu bezwingen.

 

Hörst du denn zu?

 

Abschalten ist nicht. Ist ja auch alles logisch aufgebaut. Man kann durchaus folgen. Nur funktioniert es einfach nicht.

 

Warum eigentlich nicht?

 

Stell dir vor, du hast ein fertiges Puzzle, und dieses Puzzle hat es irgendwie geschafft, sich selbst zusammenzusetzen. Du willst wissen, wie das funktioniert und untersuchst deshalb jedes Teil aufs Gründlichste. Nur eine Erklärung findest du nicht. Jetzt könnte man darauf kommen, dass man sich gerade mal das tote Endprodukt eines vormals lebendigen Prozesses ansieht. Nur sieht man dem Endprodukt den Prozess nicht mehr an.

 

Doch Gähn versucht es. Er starrt auf die toten Puzzleteile und fragt sich, wie es tote Puzzleteile schaffen können, sich selbst sinnvoll zu ordnen?

 

Oh, ja. Und dabei denkt er sich immer wieder neue Theorien aus. Ich meine, das ist ja noch irgendwie interessant. Doch weißt du, was mich wirklich nervt?

 

Was?

 

Die meiste Zeit versucht er zu widerlegen, dass eine höhere Macht im Spiel ist. Dabei hat das gar keiner behauptet.

 

Verrückt. Wie kommt er nur darauf?

 

Ich vermute, dass er glaubt, das Widerlegen der höheren Macht würde quasi automatisch beweisen, dass tote Puzzleteile in der Lage sind, sich von allein sinnvoll anzuordnen.

 

Das glaubt er? Jetzt verstehe ich deine Schmerzen. Meinst du, er kriegt noch die Kurve?

 

Seufz.