Die Entstehung und Existenz nur lokaler Wahrheiten als globale Unwahrheiten.
Liebe Wesende!
Wie angekündigt geht es heute um die vermittelte Erkenntnis. Und, das möchte ich gleich vorwegnehmen, dies ist die einzig mögliche Art und Weise, um überhaupt Erkenntnisse zu gewinnen. Dazu vielleicht später etwas mehr. Es sind zwei Erkenntnisklassen zu unterscheiden. Zum einen gibt es diejenigen Erkenntnisse, auf die man sich einigen kann, jedoch nicht muss. Denn es spricht bei dieser ersten Klasse von vermittelter Erkenntnis aufgrund vorhandener Voraussetzungen prinzipiell nichts gegen die Möglichkeit einer Einigung. Sicher fallen Ihnen dazu eine Menge Beispiele ein. Doch wollen wir hier keine Beispiele diskutieren. Denn es sind, ich denke da sind wir uns einig, auf dem Abstraktionslevel dieser Diskussion Beispiele mehr als unangebracht. Kurz gesagt, bei dieser ersten Klasse geht es ganz allgemein um die altbekannten, ja, Sie dürfen gähnen, eine durchaus angemessene Reaktion auf die viel zu vielen Sätze zu dieser ersten Klasse, also es geht dabei natürlich, Ihre strafenden Blicke sagen alles, um das Sein, respektive um das Nichts, zwei Kategorien, die, obwohl ein und dasselbe, in ihrer Belanglosigkeit kaum zu überbieten sind. Gern fällt hier auch der Begriff der Wahrheit, ein Begriff, den der klassische Wahrheitsfanatiker mit Leidenschaft gutheißt. Warum man sich überhaupt damit beschäftigen soll? Ich weiß es wirklich nicht. Möglicherweise habe ich es mal gewusst, oder jemand von Ihnen? Soll man sich wirklich mit der Vergangenheit befassen? Vielleicht aus Gründen der Selbsterkenntnis? Letztlich geht es mir doch genauso wie Ihnen, meine lieben Wesenden, man kann einfach nur noch ungläubig staunen über das nicht enden wollende Interesse an solcherlei Dingelei. Doch sei es wie es sei, kommen wir nun endlich zur zweiten Klasse der vermittelten Erkenntnisse. Das sind demnach, wie Sie bereits richtig vermuten, diejenigen, auf die man sich möglicherweise einigen kann, aber keinesfalls muss, da es prinzipiell keinerlei bereits vorhandene Voraussetzungen für eine Einigung gibt, ja nicht einmal geben kann. Ist damit jeglicher Versuch zur Wahrheitsbestimmung von vornherein zum Scheitern verurteilt? Durchaus nicht! Denn, wie eingangs erwähnt, ist eine Einigung auch hier möglich. Eine Einigung, die man als lokale Wahrheit betrachten kann, was dem oben genannten Wahrheitsfanatiker vielleicht nicht genügen wird, doch das soll nicht unser Problem sein. Kein Sein und kein Nichts, keine globalen Wahrheiten und Unwahrheiten. Was bleibt dann eigentlich noch? Die Lösung wurde bereits genannt. Und Sie wissen es doch längst, meine lieben Wesenden. Es ist der Diskussionsprozess, an dessen Ende eine Einigung, oder auch eine nicht-Einigung, als Faktum bzw. Seins-Datum steht. Das bedeutet ganz einfach, eben weil dieser Diskussionsprozess keine Dingelei ist, ist dieser nicht in den Kategorien der ersten, das war die langweilige, Klasse von vermittelter Erkenntnis zu beschreiben. Man kann also nur aus der Existenz der ersten Klasse folgern, dass es diese zweite Klasse geben muss. Und da diese zweite Klasse nur zu lokalen Wahrheiten führen kann, muss sie selbst lokaler Natur sein! Und das scheint ein wenig das Problem dabei zu sein. Denn auf der Grundlage eines Denkens nur globaler Wahrheiten, muss alles andere zwangsweise als unwahr, oder noch schlimmer, als beliebig erscheinen. D.h., jegliche Überzeugungsarbeit ist vergebene Liebesmüh. Meine lieben Wesenden, vielen Dank für ihre Geduld. Bis nächste Woche und eine gute Nacht!