Sie wanderten dahin, ohne zu sprechen, denn sie mussten den Atem für die Arbeit des Leibes sparen. Ringsumher herrschte lastendes Schweigen, das ihre Seelen bedrückte wie die Wassermassen den Körper des Tauchers auf dem Meeresgrund. Es presste sie mit dem Gewicht der Unermesslichkeit, der unentrinnbaren Notwendigkeit. Es drängte sie bis in die tiefsten Winkel ihrer Seele zurück und quetschte aus ihnen, wie den Saft aus der Traube, alles falsche Streben, alle unwahre Begeisterung, alle übertriebene Wertschätzung irdischer Dinge heraus, bis sie sich klein und unbedeutend vorkamen wie Sonnenstäubchen, die mit wenig Klugheit und geringer Weisheit im Fangballspiel der großen blinden Naturkräfte sich hin und her bewegten.
Eine Stunde verstrich und dann noch eine. Das bleiche Licht des kurzen, sonnenlosen Tages fing an zu erlöschen, als ein ferner schwacher Laut gleichsam die Luft emporstieg. Rasch glitt er einige Töne hinauf, bis er zitternd auf der höchsten Note verweilte und dann dahinstarb. Man hätte ihn für den klagenden Ruf einer verlorenen Seele halten können, wenn nicht aller Traurigkeit eine gewisse, gierige Wildheit beigemischt gewesen wäre. Der Vordermann drehte den Kopf herum, bis seine Augen denen des Gefährten begegneten, dann nickten sie einander verständnisvoll über dem schmalen, länglichen Kasten zu.
Ein zweiter Ruf erklang, der schrill wie eine spitze Nadel durch das Schweigen fuhr. Beide Männer erkannten, dass die Richtung, aus der er ertönte, die Schneewüste war, die sie soeben durchkreuzt hatten. Ein dritter Schrei – wie eine Antwort aus derselben Richtung, aber links von dem zweiten Ruf.
„Sie sind hinter uns her, Bill“, sagte der Vordermann.
(Aus: J. London, „White Fang“, Erster Teil)