Bekanntlich treten die Probleme der Unentscheidbarkeit und der Antinomien erst in der Prädikatenlogik auf, obwohl ihre logische Ursache schon in der Aussagenlogik angelegt ist. Da die polykontexturale Logik eine Mehrbereichslogik ist und selbstreferentieller Natur, liegt es auf der Hand, dass in ihr selbstreferentielle Strukturen widerspruchsfrei modelliert werden können. Damit werden z.B. die Antinomien weder durch Verbote eliminiert, noch aufgelöst.
Entsprechend dem Chiasmus von Intra- und Transkontexturalität entsteht vielmehr eine Dialektik von Aufhebung und Erzeugung von Antinomien verschiedenster Komplexität. Die Lösung des Antinomienproblems heißt somit nicht Aufhebung, Nivellierung, Sublimation sondern freies Spiel von antinomischen und antinomiefreien Systemen. Das Entsprechende gilt auch für die Theorie entscheidbarer und unentscheidbarer Systeme. Entsprechend wird auch die Dichotomie von offenen und geschlossenen (semantischen) Systemen bzw. Sprachen verflüssigt.
(Rudolf Kaehr, „Materialien zur Formalisierung der dialektischen Logik und der Morphogrammatik“, 1973-1975)